Falk Köhler (Bauplanungen.de) im
Interview mit Theo van der Burgt (BAUHERRENreport GmbH/Kaarst)
Gütesiegel sind auf dem Vormarsch, auch im Haus- und Wohnungsbau.
Allerdings mit sehr unterschiedlicher Relevanz für diejenigen, die sich davon
einen Vorteil versprechen. Ein konkreter Nutzen für Bauinteressenten ist meist nicht
auszumachen. Das zeigt das folgende Gespräch über grundlegende Anforderungen an
aussagefähige und belastbare Prüfinhalte von Gütesiegeln im Bauwesen.
FK: Bauinteressenten
haben die Qual der Wahl! Für welchen Anbieter sie sich am Ende entscheiden,
hängt von der Informationsunterstützung ab, die Bauunternehmen ihnen anbieten.
Was Zertifikate und Gütesiegel in diesem Zusammenhang leisten können, beleuchtet dieses Gespräch mit Theo van der Burgt, Geschäftsführer der BAUHERRENreport GmbH.
Herr van
der Burgt, Ihrer Meinung nach macht eine Zertifizierung im Haus- und
Wohnungsbau nur Sinn, wenn diese alle geforderten Leistungskriterien abdeckt.
Um neutrale und objektive Ergebnisse zu erzielen, arbeiten Sie mit dem ifb
Institut für Qualitätssicherung im Bauwesen GmbH zusammen. Von dort lassen Sie Bauherren
Ihrer Anbieter zu relevanten Kriterien befragen. Enthält denn die sich daran anschließende
Zertifizierung alles Erforderliche, was für Bauinteressenten wirklich wichtig
ist?
TvdB: Ja, das tut sie! Wir veröffentlichen Details aus
repräsentativen, schriftlichen Bauherrenbefragungen vom ersten Kontakt über die
Ausführung bis zur Abnahme. Repräsentativ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass
dem ifb Institut mindestens 50% aller ausgesendeten Befragungen im Rücklauf vorliegen.
Dann erst werden die Unternehmen zertifiziert und mit Prüfbericht und
Qualitätsurkunde im BAUHERREN-PORTAL veröffentlicht. Die so gewonnenen Ergebnisse
sind verbindlich und entsprechen der Realität vor Ort.
FK: Die Erfahrung lehrt, dass die Aussagekraft vieler Qualitätssiegel aber nicht
ausreicht, um bauwilligen Interessenten ausreichende Informationen zur Orientierung
zu vermitteln. Ihre Erfahrung aus der Vergangenheit belegt sogar, dass die
meisten Gütesiegel eher verwirren, als Klarheit zu schaffen. Ist das heute immer
noch so?
TvdB: Leider ja! Oft genug täuschen Gütesiegel eine
Qualitätsbewertung nur vor. In Wirklichkeit hat diese nie stattgefunden. Zum
Beispiel gibt es viele inaktive Siegel, Zertifikate oder Symbole ohne irgendeinen
Nutzen. Dann gibt es Siegel für technische Spezifikationen mit oftmals für
Interessenten eher verwirrenden Prüf- oder Werkstoffdetails. Wieder andere stehen
für Selbstverpflichtungen, die reine Qualitäts-Versprechen sind und keine nutzbringenden
Fakten enthalten.
FK: Können Sie uns Beispiele dafür nennen?
TvdB: Gerne. Alle Gütesiegel, die nicht auf konkrete
Inhalte verweisen und von nahezu jedem Unternehmen käuflich zu erwerben sind, gehören
zu dieser Kategorie. Diese haben keinen Mehrwert in Form weiterführender
Informationen und sind damit für Bauinteressenten nutzlos. Für Bauunternehmen übrigens
ebenso.
FK: Aber es gibt doch auch Zertifikate mit Prüfsiegeln, hinter denen professionelle
Organisationen mit hohen Anforderungen in den Prüfkriterien stehen? Was ist mit
denn mit denen?
TvdB: In der Praxis verhält es sich so, dass auch bekannte, gängige Gütesiegel und Zertifikate nicht viel über die aktuellen, operativen Stärken des jeweils geprüften Bauunternehmens aussagen. Über die Bauvorbereitung, Bauausführung und Zusammenarbeit mit dem Bauunternehmen erfahren Bauinteressenten dann Nichts. Was nutzen technische Informationen aus Momentaufnahmen? Wie hilfreich sind Informationen zur finanziellen Situation eines Unternehmens, die längst Geschichte sind? Solche Gütesiegel bieten keinen Mehrwert. Eine vernünftige Konzentration ihrer Auswahl können Bauinteressenten damit jedenfalls nicht erzielen.
FK: Angehende Bauherren können aber doch davon ausgehen, dass
sie, wenn sie ein Bauunternehmen mit jahrelanger Erfahrung in Sachen Hausbau kontaktieren,
einen Profi vor sich haben. Solche Unternehmen beherrschen den Hausbau in der
Regel doch perfekt, oder etwa nicht?
TvdB: Leider
ist auch das in der Praxis nicht immer der Fall. Bauinteressenten werden auch
von solchen „Profis“ oft unnötig verunsichert. Das führt dazu, dass die Beratungs-
und Verkaufsphase viele Monate andauert. Wer einen echten Profi kontaktiert, wird dort mit hilfreichen, transparenten
Informationen bedient, die keine Fragen zu den Qualitäts- und Serviceleistungen
unbeantwortet lassen. Bauinteressenten sind Laien und haben ein Recht auf Leistungstransparenz.
Deshalb haben wir ein Konzept entwickelt, das diesen hohen Anforderungen genügt.
FK: Sie sagen, „weiche“
Faktoren sind für die Entscheidung von Bauinteressenten ebenso wichtig wie
fachliche Kompetenzen. Worum geht es Ihnen dabei genau und worin unterscheidet
sich Ihr Qualitätssiegel „GEPRÜFTE BAUHERREN-ZUFRIEDENHEIT“ von anderen?
TvdB: In der BAUHERRENreport GmbH und im ifb Institut gibt
es eine wichtige Maxime: Volle Konzentration auf alle relevanten Anforderungen
und Bedürfnisse von Bauinteressenten! Uns geht es um die Informationsbreite und -Tiefe
nachweislich erbrachter Leistungen. Um unser Siegel zu bekommen, muss ein
Bauunternehmen die Vorstellungen, Wünsche und Anforderungen seiner Bauherren definitiv
erfüllen, vom Anfang bis zum Ende. Hier sind es der Vertrag, das Budget und viele
fachlichen Aspekte, dort die Wünsche und Erwartungen der Bauherren. Faktoren
wie Erreichbarkeit und Kommunikation als weiche Faktoren spielen eine ebenso
große Rolle wie die handwerkliche Ausführung oder die fachliche Kompetenz der
Bauleitung.
FK: Warum ist Ihre Zertifizierung inhaltlich anders als
andere, und wie stellen Sie sicher, dass die von Ihnen veröffentlichten
Ergebnisse der vor Ort anzutreffenden Realität entsprechen, die
Bauinteressenten später als Bauherren erleben?
TvdB: Wir
arbeiten mit schriftlichen, repräsentativen Bewertungen von Bauherren, deren
Bauvorhaben aktuell abgenommen wurden. Diese lassen wir vom ifb Institut in
einem permanenten Prozess einholen und jährlich zertifizieren. Der Unterschied
zu anderen Zertifikaten besteht darin, dass unsere Ergebnisse verbindliche, belegbare
und vor allem verwertbare Informationen enthalten. Weiterhin berichten wir ausschließlich
Ergebnis-orientiert, ohne Werbung für ein Bauunternehmen zu machen. Das ist
einzigartig in Deutschland!
FK: Aber solche
Bewertungen kann doch jedes Unternehmen selbst von seinen Bauherren einholen
und anschließend auf der Homepage darstellen bzw. veröffentlichen.
TvdB: Ja
natürlich! Es ist allerdings etwas vollkommen Anderes, sich einem externen, neutralen
und objektiven Prüfprozess anzuschließen. Unsere Qualitätsanbieter müssen sich
dem ifb Institut gegenüber öffnen und alle übergebenen Bauherren auf Basis
einer Vollständigkeitserklärung befragen lassen. Abgesehen vom Aufwand liegt
der wesentliche Unterschied in der Glaubwürdigkeit der Ergebnisse, was
entscheidend für das gewünschte Resultat ist.
FK: Sie sagten im Vorgespräch, dass nicht jedes
Bauunternehmen Ihr Gütesiegel erhalten kann. Warum verfahren Sie so und woran
machen Sie Unterschiede zwischen Bauunternehmen fest?
TvdB: Das
Siegel „GEPRÜFTE
BAUHERREN-ZUFRIEDENHEIT“ wird vom ifb Institut erst ab einer
repräsentativen Zufriedenheitsquote von 80% verliehen. Darunter ist das nicht
möglich. Das ist ein sehr wichtiger Unterschied zu anderen Siegeln und
gleichzeitig eine hohe Hürde, die automatisch die Spreu vom Weizen trennt.
Unser Vorgehen steht für einzigartige Qualitätsinhalte, die in ihrer
Aussagefähigkeit nahezu nicht mehr zu toppen sind. Damit fördern wir gezielt die
Spitzenqualität nachgewiesen guter Bauunternehmen. Deshalb sind über Bauherren generierte
Qualitäts- und Serviceleistungen für uns das Maß der Dinge für den
tatsächlichen Unterschied!
FK: Wenn Sie sagen, zuerst wird geprüft, dann
zertifiziert und am Ende veröffentlicht. Wer übernimmt in Ihrer
Qualitätsgemeinschaft denn welche Aufgaben und wo gibt es welche
Schnittstellen?
TvdB: Zunächst
ist wichtig, dass eine strenge Arbeitsteilung untereinander herrscht. Im ifb
Institut sind authentische Bauherrenbewertungen der zentrale Prüfgegenstand.
Das bedeutet, dass ausschließlich Bauherren die Beurteilung ihres Baupartners
übernehmen. Unsere Meinung ist also vollkommen unwichtig. Das ifb Institut
zertifiziert nur das, was Bauherren vorher schriftlich bewertet haben. Selbstdarstellungen,
Wunschvorstellungen oder gar Fakes gibt es nicht, ebenso keine
Überschneidungen. Die BAUHERRENreport GmbH übernimmt nach erfolgter
Zertifizierung die Ergebnisse und veröffentlicht diese im Netz, damit möglichst
viele Bauinteressenten von der Qualität eines geprüften Anbieters erfahren. Gott sei Dank lernen Bauinteressenten
schnell, unser Siegel „GEPRÜFTE BAUHERREN-ZUFRIEDENHEIT“ von anderen zu
unterscheiden.
FK: Herr van der Burgt, vielen Dank für das informative
Gespräch.
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